Orgelbau Tradition
Die Wahrung des Geistes der sächsischen Silbermannschule verbunden mit neuesten künstlerischen und technischen Erkenntnissen ist charakteristisch für unsere Orgelbau Werkstatt.
Als HERMANN EULE am 26. Januar 1872 sein Gewerbe als Orgelbauer in Bautzen anmeldete, lag eine mehrjährige Ausbildung bei Leopold Kohl in Bautzen hinter ihm. Wanderjahre führten ihn unter anderem, zu Balthasar Schlimbach nach Würzburg, wo er die damals modernste Form der Windlade, die mechanische Kegellade, kennen lernte und fortan baute. Sein Grundprinzip größtmöglicher Solidität erwarb ihm bald einen guten Ruf in der Oberlausitz, später in ganz Sachsen und in Böhmen. Zahlreiche seiner Werke sind bis auf den heutigen Tag erhalten. Klanglich folgte er der Zeitströmung der Orgelromantik, sonore weitmensurierte Principale, wohlklingende Flöten und ausgeprägte Streicher bestimmen das Klangbild dieser Orgeln. Mit der Jahrhundertwende wandte er sich von der mechanischen Kegellade ab und baute seitdem die durch ihr Abstromprinzip sehr präzise funktionierende pneumatische Taschenlade.
Hermann Eule starb 1929 im Alter von 83 Jahren. Seine Tochter JOHANNA EULE führte die Firma weiter. Die Einflüsse der Orgelbewegung fanden auch in Bautzen ihren Widerhall. So entstand hier 1936 die erste neue Schleifladenorgel Sachsens für die Pauli-Kreuz-Kirche in Chemnitz (III / 39). In dieser Zeit begann auch die Restaurierungstätigkeit an bedeutenden historischen Orgeln, vor allem in Sachsen und Thüringen.
1957 übernahm HANS EULE die Leitung des Betriebes. Mit hohem persönlichem Einsatz brachte er ihn zu neuer Blüte. Er schuf 134 neue Orgeln, darunter die größte in der DDR gebaute Kirchenorgel im Zwickauer Dom. Auch über die Grenzen hinaus erstreckte sich sein Wirken, nach Schweden, in die damalige Sowjetunion und die Bundesrepublik Deutschland.
Nach seinem frühen Tod 1971 führte seine Frau und ständige Mitarbeiterin INGEBORG EULE das Unternehmen weiter. Auch während der Jahre der Enteignung von 1972-1990 leitete sie den „Volkseigenen Betrieb“ weitsichtig und vorausschauend, so dass sie ihn im Sommer 1990 fast unbeschadet in das Familieneigentum zurückführen konnte. Geschäftsführer war von 1987 bis 2005 Orgelbaumeister ARMIN ZUCKERRIEDEL. Von 1971 bis 2005 entstanden 231 neue Orgeln und 43 historische Instrumente wurden restauriert.
Mit Beginn des Jahres 2006 ging die Geschäftsleitung in jüngere Hände über. Geschäftsführer sind seitdem ANNE-CHRISTIN EULE, Enkelin von Ingeborg Eule, ausgebildete Orgelbauerin und Diplom Betriebswirtin, sowie seit April 2008 Diplom Ökonom JIŘÍ KOCOUREK. Dieses Amt begleitete er bis April 2013. Seit Mai 2013 steht Dipl. Ökonom JIŘÍ KOCOUREK als künstlerischer Berater in einem nebenberuflichen Anstellungsverhältnis der Firma Eule weiterhin zur Seite. Seit dem 01. Mai 2013 wurde Orgelbaumeister DIRK EULE, der seit 20 Jahren bei der Firma Eule tätig ist, zum Geschäftsführer berufen. Orgelbaumeister CHRISTOPH KUMPE ist seit 1978 im Betrieb und als technischer Leiter tätig.
Neubau und Restaurierung stehen im Eule Orgelbau gleichgewichtig zueinander, wobei die Erkenntnisse bei der Beschäftigung mit historischen Orgeln befruchtend auf den Neubau einwirken. Die Klangpalette erfährt durch Beschäftigung mit historischen Mensuren, die in den gewachsenen Bestand im Sinne einer Synthese integriert werden, eine willkommene Bereicherung.
1872 - 1929 Wirkungszeit von Hermann Eule
1861 | Orgelbaulehre und Gesellenjahre bei Leopold Kohl in Bautzen |
1868 | Wanderjahre, Tätigkeit bei Carl Voigt in Halberstadt und Balthasar Schlimbach in Würzburg |
1872 | 26. Januar Gründung der Orgelbauwerkstatt Hermann Eule in Bautzen; bis zum Jahre 1900 wurden 80 neue mechanische Kegelladenorgeln erbaut (größte Orgel: Bautzen Maria-Martha-Kirche, 2 Manuale, 38 Register). |
1900 | gleitende Umstellung auf pneumatische Taschenladenorgeln |
1910 | größte Orgel in seiner Wirkungszeit: Bautzen Dom evang. Teil III/62 (pneumatische Setzerkombination), die Orgel ist erhalten. |
1929 | Opus 173 |
1929 - 1957 Wirkungszeit von Johanna Eule
1929 | die Tochter von Hermann Eule übernahm die Leitung der Firma; ein Stamm erfahrener Mitarbeiter und Meister steht ihr zur Seit; es erfolgt zeitgemäß eine Umstellung der romantischen Klangaussage auf das barocke, bzw. neobarocke Klangbild. |
1930 | die neu erbaute Orgel in Döbeln, Nikolaikirche, Größe III/57 ist ein interessantes Zeitzeugnis aus dieser Epoche; die Orgel ist unverändert erhalten und von uns im Jahre 2001 überholt worden |
1933 | erste Orgelrestaurierung (Gottfried-Silbermann-Orgel in Crostau) |
1936 | erste große neue Schleifladenorgel für die St. Pauli-Kreuz-Kirche in Chemnitz, 3 Manuale, 39 Register, elektrische Traktur |
1948 | größte Orgel in ihrer Wirkungszeit: Leipzig Universitätskirche IV/80 (Umbau) |
1953 | genereller Übergang zur Schleifladenorgel mit mechanischer Traktur; Studium der Mensurationskunst alter Meister und Einbeziehung in den Orgelneubau, auch als Grundlage des Beginns umfangreicher Orgelrestaurierungen nach denkmalpflegerischen Richtlinien |
1957 | Opus 300 |
1957 - 1971 Wirkungszeit von Hans Eule
1959 | – Meisterprüfung, danach Aufstockung auf ca. 40 Mitarbeiter
– Straffung der Arbeitsorganisation, so dass eine äußerst effiziente Herstellung von Einzelstücken erreicht wurde; dadurch konnten die Preise auf erschwinglichem Niveau gehalten werden; Einführung neuer Materialien, von denen man sich mehr Klimabeständigkeit erhoffte; die in seiner Wirkungszeit neu geschaffenen Instrumente haben durchweg neobarocke Klangaussage. |
1961 | Beginn reger Exporttätigkeit (Schweden, Sowjetunion, Bundesrepublik Deutschland); bis zu seinem frühen Tod wurden 29 neue Orgeln in die Bundesrepublik Deutschland geliefert und von eigenen Mitarbeitern vor Ort montiert und intoniert |
1969 | größte Orgel in seiner Wirkungszeit: Zwickau Dom IV/77 |
1971 | Opus 420 |
1971 - 2005 Wirkungszeit von Ingeborg Eule
1971 | nach dem Tod ihres Ehemanns übernahm Ingeborg Eule die Leitung des Betriebes, wie schon zu Johanna Eules Zeiten stehen auch ihr ein erfahrener Stamm von Mitarbeitern und Meistern zur Seite |
1971 | Beibehaltung der umfangreichen Exporttätigkeit |
1972 | Zwangsverstaatlichung des sich in der DDR (Ostdeutschland, Bautzen) befindenden Betriebes; im Bemühen um die Erhaltung des 100-jährigen Betriebes stellte sie sich weiter als Betriebsleiter zur Verfügung |
1976 | Restaurierungen nach denkmalpflegerischen Richtlinien in zunehmendem Maße; als Markstein ist hier die Wiederherstellung der Trost-Orgel in der Schoßkirche Altenburg zu nennen |
1988 | Übergabe der Funktion des Betriebsleiters an Orgelbaumeister Armin Zuckerriedel, der seit 1970 in der Firma Eule tätig ist |
1990 | Reprivatisierung des Betriebes, Inhaber ist wieder Frau Ingeborg Eule, Beibehaltung der Betriebsgröße von ca. 40 Mitarbeitern; in den Folgejahren wurde der Betrieb baulich vergrößert und der Maschinenpark fast vollständig erneuert
zunehmend nimmt Epoche der Romantik Einfluss auf Klanggestaltung neuer Orgeln; Restaurierungen an Orgeln von Ladegast, Walcker, Steinmeyer und aus der eigenen Werkstatt sind dafür eine unverzichtbare Fundgrube; aber auch Barockorgeln wurden weiterhin restauriert, ganz im Sinne der Erbauer; in den vergangenen Jahren: Orgeln von Gottfried Silbermann, Zacharias Hildebrandt, Heinrich Gottfried Trost, Tobias Schramm, Johann Gottlieb Tamitius, Johann Gottlob Trampeli, Johann Christian Kayser und anderen |
2000 | Abschluss der 1993 begonnenen Restaurierung der Zacharias-Hildebrandt-Orgel Naumburg St. Wenzel, im Sinne des Erbauers und des Abnahmegutachtens von J. S. Bach und G. Silbermann vom 27. September 1746 |
2004 | größte Orgel in ihrer Wirkungszeit: Leipzig Nikolaikirche V/103 |
2005 | Opus 637 |
seit 2005 Dirk und Anne-Christin Eule
2003 | Abschluss des Studiums, Dipl.-Betriebswirtin (FH) |
2005 | Übernahme der Leitung des Betriebes der Enkeltochter von Ingeborg Eule (Orgelbauerlehre 1994 -1997) |
2006 | für Restaurierung und Erweiterung der 1891 erbauten Walcker-Orgel in der Staatlichen Akademischen Kapelle in St. Petersburg/Russland werden nach 106 Jahren erstmalig wieder neue Kegelladen gebaut |
2007 | Opus 654 entsteht für das Mozarteum in Salzburg |
2008 | Entwicklung eines neuen Programmsystems für die Setzer- und Traktursteuerung „Orgelsystem Eule“ (OSE) in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Christian Schulz von der Hochschule Mittweida |
2009 | Fertigstellung der neuen Konzertorgel für die Mercatorhalle in Duisburg, das neue Programmsystem (OSE) wird zum ersten Mal eingebaut |
2013 | Orgelbaumeister Dirk Eule übernimmt die Geschäftsführung |
Die Orgelbaufirma Eule baut ihr erstes Instrument für Norwegen, für die Kathedrale in Bodø | |
2014 | Nur selten hat ein Orgelbauer das Glück und die Chance, ein so großes Orgelprojekt wie für die Konstantin-Basilika in Trier komplett neu planen und bauen zu dürfen. |
2017 | große Konzertorgel für den Dresdner Kulturpalast wird eingeweiht |
2018 | Bau einer Orgel für die Abteikirche St. Nikolaus in Brauweiler bei Köln |
2020 | Orgelanlage mit Hauptorgel, Chororgel und Fernwerk für die katholische Kirche St. Jakob in Straubing entsteht |