Schwäbisch Gmünd, Augustinuskirche

NeubauSchwäbisch Gmünd, Augustinuskirche

Erbaut 2023, Hermann Eule Orgelbau - opus 703

  • Schwabisch Gmünd
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  • Neubau

Schwäbisch Gmünd, Augustinuskirche

II + P/37 mit 5 Extensionen + 1 Transmission

Die neue Orgel wächst aus der Architektur des weiten und hellen barocken Kirchenraums von 1755-58 heraus. Die Dichte und Intensität von Stuckornamenten und Gemälden blüht vom „irdischen“ Kirchenschiff nach oben zur „himmlischen“ Decke hin förmlich auf. Die neue Orgel, die der Dresdner Architekt Dr. Klaus-Jürgen Schöler entwarf, greift diese Gestaltungsidee auf und bereichert sie. Die flockigen Wolken, die über und vor den Prospektpfeifen oben schweben, bewirken die Steigerung zur prachtvollen Ebene der Kirchenraumdecke. Aber mehr noch: Die neue Orgel respektiert die Raumarchitektur und lässt sie zur Geltung kommen: Die seitlichen Fenster werden freigelegt, ebenso werden der Gewölbescheitel und die Pilasterkapitelle über der Orgel sichtbar.

Die dominante Mitte des Prospektes füllt die Höhe unter der mittleren Gewölbekappe aus. Die anschließenden Felder neigen sich nach unten und folgen der Gewölbekappe, um den Kapitellen die Sicht frei zu machen. Erst die seitlichen Außenfelder steigen wieder auf, wie die Gewölbekappen unter ihnen.

Die beschwingte Heiterkeit des Raumes wird mit zeitgemäßen Details im Prospekt aufgegriffen und in zwei Gestaltungsvarianten weiterentwickelt. Der spielerische Gesamteindruck des Raumes soll durch die neue Orgel wirkungsvoll ergänzt werden. Die Orgel soll sich nicht verstecken, sie soll auch nicht dominieren, sondern mit dem umgebenden Raum zusammen eine stilistische Einheit bilden – als gehöre sie zum Ursprungsentwurf von 1755/58. In den Hauptfarben Weiß und Gold, sowie zur Akzentuierung rotbraun und graugrün werden die dominierenden Farben des Raumes aufgenommen.

Es entsteht ein schwungvoller, rokokohafter Prospekt, der in seiner generellen Form und Gliederung auch Vorbilder im süddeutschen Raum der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts hat. Die Linien der oberen Pfeifenabschlüsse werden gespiegelt in den Linien der Prospektkonsolen. Kein balkenhafter Querträger, sondern mit Leichtigkeit schwebende einzelne Pfeifenfelder – ein Grundgedanke des Rokoko.

Die neue Orgel hat 35 Klangfarben auf 2 Manual- und 1 Pedalklaviatur. Ihr Klang erfüllt den Raum mit weiter Fülle, Volumen und Kraft, und zugleich eine Vielzahl lyrischer und singender Klangfarben ermöglichen. Er ist dynamisch sehr wandlungsfähig – vom verhauchenden pianissimo bis zum brausenden, majestätischen Tutti. Er ist stilistisch vielseitig, aber nicht beliebig. Den klanglichen Kern bilden die eindrucksvollen Klangideen der süddeutschen Hochromantik des 19. Jahrhunderts. Die neue Orgel verbindet sie mit der Tradition des klassisch-barocken Orgelbaus einerseits und schafft anderseits die Anbindung an die Klangwelt der Symphonik und der Gegenwart.

Die technische Ausstattung der Orgel entspricht den Qualitätsstandards des zeitgenössischen Orgelbaus. Die jahrhundertlang weiterentwickelte Schleiflade mit mechanischen Tastenverbindungen gibt dem Organisten ein sensibles, präzises Spielgefühl. Moderne Elektronik in der Registertraktur erlaubt dem Organisten das Einspeichern zahlreicher Klangfarbenkombinationen vor jedem Gottesdienst und Konzert. Erweiterte Klaviaturumfänge erlauben ein größeres Spektrum an Orgelmusik und Ausnutzung der Klangfarben. Eine große Windanlage mit 5 Bälgen gibt der Orgel einen großzügigen, aber nicht sterilen Atem. Ein Großteil der 2.212 Pfeifen steht in einem massiven Schwellkasten mit Jalousien, die vom Spieltisch aus geöffnet werden können und den Klang lauter und leiser werden lassen.

Jiri Kocourek

 

 

Eule-Orgel Schwäbisch Gmünd

I. Hauptwerk (C-c′′′′)

Salicional 16′
Principal 8′
Viola di Gamba 8′
Flöte 8′
Gedackt 8′
Octave 4′
Gemshorn 4′
Quinte 2 2/3′
Superoctave 2′
Mixtur 4fach 1 1/3′
Cornett 2-4fach 2 2/3′
Trompete 8′

 

II. Schwellwerk

Bourdon 16′
Geigenprincipal 8′
Viola d’amour 8′
Vox coelestis 8′ ab c°
Harmonica 8′
Liebl. Gedackt 8′
Fugara / Geigenoctave 4′
Traversflöte 4′
Dolce 4′
Nassat 2 2/3
Flautino 2′
Terz 1 3/5′
Progressio 2-4fach 2′
Trompette harm. 8′
Oboe 8′
– Tremulant

 

Pedal (C-g′)

Untersatz 32 Ext.
Violonbass 16′
Subbass 16′
Bourdonbaß 16 Transm.
Principalbass 8′
Cello 8′ Ext.
Flötenbaß 8′ Ext.
Octavbaß 4′ Ext.
Posaune 16′
Trompetenbaß 8′
Clairon 4′ Ext.

 

Kursiv- Optionen

Option: Physharmonika 16 mit Ext. 8oder Aeoline 16 (durchschl. nach Ladegast)

 

Nebenregister

  •  3 Normalkoppeln (mechanisch)
  • Sub II-II und Sub II-II (mechanisch)
  • Schwelltritt II und Physharmonika
  • Setzeranlage

 

  • Zeichnnung, Architekt Dr. Klaus-Jürgen Schöler, DresdenZeichnnung, Architekt Dr. Klaus-Jürgen Schöler, Dresden
  • ProspektansichtProspektansicht
  • SpieltischSpieltisch