NeubauGroß Zimmern, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus
opus 680 Baujahr 2016 II+P/20 + 2 Vorabzüge
Die neo-spätgotische Pfarrkirche von 1908 hatte ursprünglich eine Orgel von Michael Körfer, die aber in den 1960er Jahren elektropneumatisch völlig umgebaut wurde. Dieses Instrument war vollständig in die nördliche Turmkammer eingezwängt, der Spieltisch stand direkt davor auf der Empore. Die Klangabstrahlung war im Schiff ungenügend.
Die Herausforderungen für die neue Orgel waren vielseitig: Die neue Orgel sollte akustisch günstig wieder auf der Westempore stehen; sie sollte aber möglichst wenig Platz des Chores wegnehmen; sie sollte mechanische Trakturen erhalten; das große Westfenster sollte frei sichtbar bleiben; die spätromantischen Pfeifen Körfers von 1908 sollten einbezogen werden; und das Budget war begrenzt.
Wir entwarfen ein zweiteiliges Orgelgehäuse, das das Westfenster völlig frei lässt. Die Schwünge der Pfeifenlabien und -mündungen, ganz besonders aber die Schleierbretter greifen die schwungvollen Krümmungen der Gewölberippen und den Farbkanon des Kirchenraumes auf und lassen die Orgel gut mit dem Raum verschmelzen. Der Gehäuseunterbau ist eingezogen, der Spielschrank an der Innenseite des rechten Gehäuses eingebaut – so bleibt für Chor und Musiker auf der Empore ausreichend Platz.
Für die Disposition der 20 Register und die Intonation waren die erhaltenen Körfer-Pfeifen ein wichtiger Ausgangspunkt, weiterhin der musikalische Einsatz für das Musizieren mit der und das Begleiten der Gemeinde, des Chores und von Musikern. Die Disposition folgt daher der Stilistik hoch- und spätromantischer Orgeln deutscher Tradition, öffnet sich mit ihren 3 Zungenregistern aber auch französischer Symphonik. Die 2 Vorabzüge erweitern die Klanglichkeit um Aliquote, die barocker Musik entgegenkommen.
Die Trakturen sind rein mechanisch. Die Koppeln sind als Tritte und Züge wechselwirkend angelegt. 15 Register, meist nur teilweise erhalten, waren aus der Orgel von Michael Körfer 1908 und wurden einbezogen (*); die dazu gut passende Posaune 16‘ stammt aus einer Eule-Orgel von 1933 (**). Im linken Gehäuse steht das Schwellwerk, im rechten das Hauptwerk. Das Pedal fand seitlich rechts Aufstellung im Bogen zum Turmraum in einem eigenen Gehäuse. Im Turmraum steht jetzt nur noch die Gebläseanlage mit einem großen Magazinbalg.
Konzeption
Nicolo Sokoli, Orgelsachverständiger
Jiri Kocourek, Eule Orgelbau Bautzen
Kantor Klaus Woertche, Groß Zimmern
Prospektentwurf
Dr. Klaus-Jürgen Schöler, Dresden