NeubauBodø, Domkirke – Chororgel
Erbaut 2011-2013, Hermann Eule Orgelbau - opus 676, I (über IV.) + P/ 10 (davon 2 Extentionen) + 1 Transmission www.kirken.no
Eine Orgel aus zwei- die Chororgel
Dieses Projekt gehört zusammen mit: „Bodø Domkirke – Eule Orgel (Hauptorgel)„
Auszug aus: „Gedanken zur Orgel“ (Jiří Kocourek)
Die Doppelfunktion hat die Chororgel:
Von der Hauptorgel aus fungiert sie wie bei der alten Orgel als Fernwerk und ist nur als Gesamtheit vom IV. Manual spielbar. Um den Effekt des entrückten, von weit her kommenden Klanges zu unterstützen, sind die sanften Streicher und die Oboe nun in einem Schwellkasten eingebaut, der sie bis zum ppp verklingen lassen kann. Am Zweitspieltisch im Altarbereich hingegen wurde die Chororgel nun als kleine, vollwertige zweimanualige Orgel ausgebaut: Ein kleines Hauptwerk, dessen Pfeifen frei auf der Balkonempore stehen, ist vom II. Manual spielbar, das Schwellwerk auf dem III. Manual und auch das Pedal hat nun ein eigenes 16′-Register. Eine Besonderheit ist die Physharmonika, die auf dem I. Manual spielbar ist: sie ist ein quasi in die Orgel eingefügtes Harmonium und war im 19. Jahrhundert sehr beliebt. Ihre Bauweise lehnt sich an die von damals bedeutenden Herstellern wie Schiedmayer und Steinmeyer an. Auch die Physharmonika ist schwellbar eingerichtet. Sie ist im Inneren des Zweitspieltischs integriert und wird rein mechanisch angespielt.
Eine Besonderheit ist das Solowerk: Die Trompeta Toledo 8′ wurde als markantes Element der Gehäusefassade aus der alten Orgel übernommen und ermöglicht durch ihre in den Raum gerichteten Pfeifen einen direkten, gut durchhörbaren Klang. Sie kann von jeder Klaviatur aus separat registriert werden. Das gleiche gilt auch für die später einzubauende Tuba sonora 8′, die jedoch einen deutlich kräftigeren, runderen Klang erhalten wird und sich als große, feierliche Solistin auch gegen das kräftigere Hauptwerk hervorheben und eine große Gemeinde führen kann.
Das Pedal bringt eine große Vielfalt an Bassstimmen. Es muss so reichhaltig besetzt sein, dass es in der Lage ist, jedes der 4 Manuale und die Chororgel dynamisch und klanglich angepasst zu begleiten. Um bei beschränktem Platzangebot dies zu erreichen, nutzen wir hier die Technik der Extensionen (aus einer Pfeifenreihe werden 2, vereinzelt 3 Register angespielt) sowie der Transmissionen (die tiefen Bassregister der Manuale können auch vom Pedal aus angespielt werden – beides gab es bereits in der Jorgensen-Orgel). Damit wird das Pedal mit 22 Registern zum größten Teilwerk der Orgel. Das Klangfundament bildet der voll ausgebaute große Principalchor inclusive Mixtur, basierend auf dem Flötenchor mit einem profunden 32′-Untersatz, der Fülle einbringt. Flankiert wird er von einem Streicherchor, der die Zeichnung und Linienführung im Bass betont, und einem Flötenchor mit sanfter, weicher Klanglichkeit. Die majestätische Klangwirkung steigert der gewaltige Zungenchor mit Contraposaune 32′ als Basis. Die 8′- und 4′-Zungen ermöglichen aber auch solistisches Spiel, z.B. von Cantus-firmus-Melodien. Die dynamische Variabilität beim Begleiten im Piano-Bereich ermöglichen die zahlreichen Transmissionen.
Die ersten III Manuale werden über die große Hauptorgel auf der Chorempore gespielt. Um über die Hauptorgel zu lesen, besuchen Sie Bodø, Domkirke (Hauptorgel)
Bei unseren Bestandsaufnahmen haben wir gründlich das vorhandene Pfeifenwerk von 1956 darauf untersucht, welche Register geeignet sind, um in das neue Klangkonzept übernommen zu werden. Letztendlich konnten wir 17 Register in die neue Orgel aufnehmen. Sie machen so über 1/5 des Klangbestandes aus, darunter sehr interessante Klangfarben wie die große Doppelflöte 8′ im Hauptwerk, die Trompeta Toledo, die Holzpfeifen des Principalbass 16′ im Prospekt oder das fein leuchtende Quintatön 2‘ im Schwellwerk der Hauptorgel. Ein 18. historisches Register stiftete Herr Drage: die lyrische Oboe 8′ der Chororgel. Sie stammt aus der alten Orgel von Bodin.
Für den Organisten sind die beiden Spieltische nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch der Ort des klanglichen Erlebens und der musikalischen Interpretation. Wir haben in ihre Gestaltung daher viel Aufwand gelegt. Zunächst wurden die Gehäuse beider Spieltische in Material und Form so gestaltet, dass sie sich bestmöglich in das vorhandene Mobiliar (z.B. die Kirchenbänke) einpassen. Während der Hauptspieltisch an der Stelle des alten steht, ist der Zweitspieltisch fahrbar und kann an verschiedenen Stellen vor den Stufen des Altarchors aufgestellt werden; bei Nichtgebrauch kann er in den Seitenraum zur Sakristei gefahren werden. Der Zweitspieltisch ermöglicht nicht nur das Anspielen der Chororgel, sondern auch der gesamten Hauptorgel. Er erlaubt dem Organisten, bei großen Chor- und Orchesterwerken direkt inmitten der Musiker zu sitzen, und ebenso unmittelbar vor der Gemeinde. Der Hauptspieltisch besitzt mechanische Spieltrakturen. Er steht frei 7 Meter vor der Hauptorgel und ermöglicht ein gutes Abhören der Klangfarben. Die Registeranlage ist elektrisch. Sie ist in einem gediegenen Design mit gedrechselten Registerknöpfen mit Porzellan-Namensschildchen gestaltet, das von den großen Spielanlagen französischer symphonischer Orgeln inspiriert ist. Der rein elektrisch angespielte Zweitspieltisch ist hingegen moderner gestaltet mit Registertastern, die eine kompaktere Anlage ermöglichen.
Den Organisten stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, den gewaltigen Klangapparat der Orgel mit nicht weniger als 89 Registerköpfen (mit Tuba sonora werden es sogar 95 sein) zuzüglich 26 Koppeln und Nebenregistern zu beherrschen und rasch Klangfarben zu wechseln: Eine elektronische Setzeranlage ermöglicht das Abspeichern und Abrufen von 10.000 vorher vorbereiteten Klangkombinationen. Weitere Kombinationen können auf Chipkarten extern abgespeichert werden. Zusätzlich gibt es für jede der 5 Klaviaturen je 6 einzeln speicherbare Kombinationen. Eine Walze über dem Pedal ermöglicht das Nacheinander-Ein- und Abschalten aller Register und Koppeln in einer bestimmten dynamischen Reihenfolge mit 4 Variationsmöglichkeiten. 3 Schwelltritte – am Zweitspieltisch sogar 4 – ermöglichen eine fließende Lautstärkenveränderung für fast die Hälfte aller Pfeifen. An den Klaviaturen, wo mehrere Klangwerke angespielt werden, ermöglichen Umschalter, sie einzeln an- und abzuschalten (am IV. Manual zwischen Orchestral, Solo und Fernwerk, am Zweitspieltisch zwischen Haupt- und Chororgel). Am Zweitspieltisch können die Klangwerke der Klaviaturen I und II sowie III und IV miteinander vertauscht werden. Jeder Organist kann sich hier quasi seine individuelle Belegung herstellen. Beide Spieltische sind auch parallel oder sogar zusammen (additiv) spielbar und bieten die spannende Möglichkeit von Konzerten mit zwei Organisten.
Zu einer großen Orgelanlage gehört nicht zuletzt eine große Windversorgung – der Atem der Orgel. 3 Ventilatoren und 11 große Magazinbälge bilden die Lunge der Orgel, die auch für vollstes Spiel mit allen Registern ausreichend sein muss.
Alle Bildrechte gehören
dem Hermann Eule Orgelbau.
Eule-Orgelin Bodø
I. Hauptwerk (C-c′′′′)
1. | Principal | 16′ |
2. | Principal | 8′ |
3. | Viola di Gamba | 8′ |
4. | Doppelflöte | 8′ alt |
5. | Rohrflöte | 8′ |
6. | Octave | 4′ |
7. | Spitzflöte | 4′ |
8. | Quinte | 2 2/3′ |
9. | Octave | 2′ |
10. | Mixtur 4-5fach | 2′ |
11. | Cymbel 3fach | 1 1/3′ |
12. | Cornett 5fach | ab g° |
13. | Bombarde | 16′ |
14. | Trompete | 8′ |
15. | Trompeta Toledo | 8′ Tr. |
16. | Tuba sonora | 8′ Tr. |
II. Oberwerk (C-c′′′′)
1. | Quintatön | 16′ ab c° alt |
2. | Principal | 8′ |
3. | Salicional | 8′ |
4. | Flaut douce | 8′ |
5. | Bordun | 8′ alt |
6. | Unda maris | 8′ ab c° |
7. | Octave | 4′ |
8. | Koppelflöte | 4′ alt |
9. | Nassat | 2 2/3′ |
10. | Waldflöte | 2′ |
12. | Terz | 1 3/5′ |
13. | Sifflöte | 1′ |
14. | Mixtur 4fach | 1 1/3′ |
15. | Fagott | 16′ |
16. | Cromorne | 8′ |
17. | Trompeta Toledo | 8′ Tr. |
18. | Tuba sonora | 8′ Tr. |
– Tremulant | ||
– Cymbelstern (8 Glöckchen) |
III. Schwellwerk (C-c′′′′)
1. | Bourdon | 16′ alt |
2. | Geigenprincipal | 8′ |
3. | Flauto traverso | 8′ |
4. | Gedackt C – H | 8′ alt |
5. | Fernflöte | 8′ |
6. | Fugara | 4′ |
7. | Flöte | 4′ |
8. | Quintatön | 2′ alt |
9. | Harmonia aetherea 2-3fach | |
10. | Aeoline | 16′ durchschlagend |
12. | Clarinette | 8′ durchschlagend |
13. | Voix humaine | 8′ |
14. | Trompeta toledo | 8′ Tr. |
15. | Tuba sonora | 8′ Tr. * |
– Tremulant |
IV. Orchestral (C-c′′′′)
1. | Contra Viola | 16′ ab c° alt |
2. | Concert Flute | 8′ |
3. | Viol d’orchestre | 8′ |
4. | Voix céleste | 8′ ab c° |
5. | Flute octaviante | 4′ |
6. | Violine | 4′ |
7. | Violterz | 3 1/5′ |
8. | Violquinte | 2 2/3′ |
9. | Violseptime | 2 2/7′ |
10. | Gambette | 2′ |
11. | Basson | 16′ |
12. | Trompette harm. | 8′ |
13. | Hautbois | 8′ |
14. | Clairon harm. | 4′ |
– Tremulant |
Chororgel/Fernwerk * | ||
1. | II Gedackt | 16′ Ext. M.-g. 8′ |
2. | III Portunalflaut | 8′ |
3. | III Viola d′ amour | 8′ old |
4. | III Vox angelica | 8′ ab c° alt |
5. | II Musiziergedackt | 8′ |
6. | II Clarabella | 4′ C-f° alt |
7. | II Blockflöte | 2′ alt |
8. | III Oboe | 8′ histor. von H. Drage |
– Tremulant | ||
Solo (Tr. tol. ausgebaut bis c‘‘‘‘‘) | ||
9. | Trompeta toledo | 8′ alt |
10. | Tuba sonora | 8′ (Hochdruck)* |
Pedal (C-g’)
1. | Untersatz | 32′ Extens. S. 16′ |
2. | Principal | 16′ C-h° Holz alt |
3. | Violon | 16′ C-H Zink/Zinn |
4. | Subbaß | 16′ alt |
5. | Harmonikabaß | 16′ Tr. IV |
6. | Bourdonbaß | 16′ Tr. III |
7. | Gedacktbaß | 16′ Tr. FW |
8. | Octavbaß | 8′ |
9. | Violoncello | 8′ Extens. V. 16′ |
10. | Baßflöte | 8′ Extens. S. 16′ alt |
10. | Octave | 4′ |
12. | Flötenbaß | 4′ Extens. S. 16′ alt |
13. | Mixturbass 4fach | 2 2/3′ old |
14. | Contrapos. | 32′ Ext. Pos. 16′ |
15. | Posaunenbaß | 16′ |
16. | Bassonbaß | 16′ Tr. IV |
17. | Fagottbaß | 16′ Tr. II |
18. | Trompetenbaß | 8′ |
19. | Trompeta Toledo | 8′ Tr. |
20. | Tuba sonora | 8′ Tr. |
21. | Clairon | 4′ alt (aus Tr. harm. 8′) |
22. | Tuba sonora | 4′ Tr. * |
Zweitspeitlisch*** | ||
23. | I Physharmonika | 16′ ** |
24. | I Physharmonika | 8′ Extens. ** |